Hintergrund

Rechtsausleger - Kampfsportverein mit Neonazibeteiligung gegründet

19.12.2025

In der Stadt Görlitz entsteht seit ca. 2 Monaten ein neues Kraft- und Kampfsportstudio in der Innenstadt. Nichts ungewöhnliches im ersten Moment.  Bei genauerem Hinschauen engagieren sich dort jedoch auch ehemalige Akteure der rechtsextremen Kameradschaft "Boot Boys" und noch immer aktive Neonazis, ehemals aktive AfD Stadtratsmitglieder und Personen, die der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind.

Rechtes Kampfsportraining Görlitz 2025

Eröffnet werden soll es im Februar 2026 im Erdgeschoss der Cottbusser Straße 28 in Görlitz in einem ehemaligen Fabrikgebäude, das aktuell durch die Görlitzer "FT Immobilien" verwaltet wird. 

Betreiber des Studios wird der Kraft- und Kampfsportstudio Silesia e.V. (KKS), der beim Amtsgericht Dresden (12.11.25) als gemeinnütziger Verein eingetragen ist. Der KKS wirbt im Internet auf verschiedenen Plattformen wie www.gofundme.com, Facebook und Instagram seit Mitte November 2025 Spenden für den Ausbau des Studios ein. Benötigt werden nach eigenen Angaben 30-35.000€.

Ausbauarbeiten im Objekt 2025
KKS Silecia Görlitz e.V.

Beworben wurde das Kampfsport - Projekt anfänglich in Neonazi – Chatgruppen und über rechte Görlitzer Lokalpolitiker, z.B. den aktuellen AfD Stadtrat Jens Jäschke oder auch den ehemaligen AfD Stadtrat Thomas Seliger. Letzterer beteiligt sich auch aktiv am Ausbau und initiierte unter anderem für den Verein eine Spendenkampagne. In dieser versteigert Thomas Seliger v.a. Fussballutensilien, die ihm Vereine wie Dynamo Dresden oder Union Berlin vermutlich dafür zur Verfügung gestellt haben. Mittlerweile erscheinen auf der Spendenliste, die öffentlich einsehbar ist, zahlreiche Personen aus der Görlitzer Neonaziszene. Darunter auch überregional bekannte Aktivisten wie z.B. Timm Kaufmann, Marian Wolff und Norman Knauthe (ehemaliger AfD Stadtrat).

Hier scheint die "Spendenkampagne" der auf Social Media aktiven Gruppe "Herzensboten" eine bedeutsame Rolle zu spielen. In dieser Kampagne pflegt Thomas Seliger sein soziales Engagement. 

Neben den zahlreichen Kleinspenden fällt AfD Stadtrat Jens Jäschke auf: er beteiligte sich mit 1.000 Euro, die er nach eigenen Angaben mit seinem Glühweinverkauf auf dem Görlitzer Christkindelmarkt eingenommen hatte.

Verwendet werden sollen die eingeworbenen Mittel u.a. für die barrierefreie Nutzung der Vereinsräume. Wichtig ist das vermutlich vor allem für den Boxtrainer Hagen Freund, der im Rollstuhl sitzt. Natürlich vergisst der Verein dabei nicht, auf das Anliegen Inklusion hinzuweisen, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen.

Der Vorstand besteht laut Vereinsregister aus drei Personen: Max Schneider, Hagen Freund, Sandro Lorenz. Gleich zwei Namen lassen aufhorchen, da sich hier etliche Bezüge zu einer rechtsextremen Gesinnung finden lassen.

Zum Einen Hagen Freund, ein Boxtrainer, der aus seiner Sympathie zu rechten Organisationen und Ideen kein Geheimnis macht. Sein Facebook Profil zieren demnach auch Likes für den „Deutschland – Kurier“, den rassistischen Satiriker Elmar Gehrke, genauso wie für zahlreiche AfD – Politiker*Innen.

Zum Anderen Sandro Lorenz. Dieser ist bereits seit den 1990er Jahren bis heute als Neonaziaktivist in der Stadt bekannt, war lange Jahre in der Kameradschaft Boot Boys und deren Nachfolgeorganisation „Instinkt“ aktiv und beteiligte sich zuletzt an einem Neonaziaufmarsch im Februar 2025 in Dresden.

Neonaziaufmarsch in Dresden 2025
Screenshot Social Media 05.12.2025

Beim KKS ist zu befürchten, dass er zu einer Anlaufstelle für kampfsportaffine rechte Jugendliche wird.

Deren Gewaltbereitschaft ist ohnehin ein Phänomen, das die Lebensqualität vieler Menschen in der Stadt beeinträchtigt. Diesen Leuten eine Trainingsmöglichkeit zu geben, ist mindestens unreflektiert - womöglich aber auch politisch gewollt.

Zuletzt aktualisiert am 22.12.2025