23.09.2024
In Weißwasser steht am 29.09.2024 die zweite Runde der Wahlen zum Oberbürgermeister an.
Der Wahlvorschlag der AfD ist dabei durchaus bemerkenswert und könnte eine neue Strategie in der Aufstellung von Kandidat*innen festigen.
Bereits zu den Kommunalwahlen waren mit Thomas Christgen in Niesky, Robert Thieme in Zittau und Peter Hild in Mittelherwigsdorf langjährig bekannte Gesichter der organisierten Neonazi – Szene auf den Wahlscheinen aufgetaucht. Thomas Christgen und Peter Hild schafften es in die Gemeinderäte von Niesky und Mittelherwigsdorf, Thieme hingegen verpasste den Einzug in den Stadtrat von Zittau.
In Weißwasser schickt die AFD nun eine Person mit engen Verstrickungen in die organisierte Reichsbürger*innen – Szene ins Rennen um den Oberbürgermeister – Posten. Es geht um den Musiklehrer David Kreiselmeier (Jg. 1985). Er wohnte zuletzt in Rothenburg ob der Tauber und zog im Februar 2023 nach Rietschen. Seine Nominierung als Kandidat geht auf eine direkte Intervention des Parteivorsitzenden Tino Chrupalla zurück, der Kreiselmeier als Wunschkandidat für Weißwasser auserkoren hatte.
Bereits während seines Aufenthaltes in Süddeutschland war er längere Zeit in Zusammenhängen des "Königreich Deutschland" von Peter Fitzek tätig. Fitzek erlangte zuletzt in der Region einige Bekanntheit, da er für seine "Königreich Deutschland" ein Schloss in Bärwalde, ca. 30 km von Weißwasser entfernt, kaufte. In einigen Königreich – Telegramgruppen war Kreiselmeier aktiv und machte u.a. dort mit diversen Aussagen zum angeblichen Untergang der BRD auf sich aufmerksam.
Zitat "Grundsätzlich sehe ich das auch so, dass dieses System nicht gerettet werden sollte, zuschauen und genießen, wie es sich selber zerstört, scheint mir auch die sinnvollste Strategie."
Im "Königreich Deutschland" wollte er dabei offenbar Karriere machen. So bewarb er sich nach Erkenntnissen des MDR im Mai 2022 initiativ auf eine Stelle im Bereich Öffentlichkeitsarbeit / Medien, Innendienst / Verwaltung, sowie allgemeine Schulbildung und Schulgründung. Auf der Mitgliederliste wird er mit der Nummer 2090 geführt. Obwohl dem MDR die entsprechenden Beweise vorliegen, leugnete Kreiselmeier zunächst seine Aktivitäten beim "Königreich Deutschland", gab diese dann aber Schritt für Schritt zu, nachdem die Geheimhaltung zwecklos wurde.
In der ersten Runde der OB Wahl war Kreiselmeier mit 30.0 % der dritte Platz hinter den beiden anderen Kandidatinnen Swantje Schneider – Trunsch (Klartext) und Katja Dietrich (parteiunabhängig) geblieben. Da Kreiselmeier bei der OB Wahl deutlich weniger Stimmen für die AFD holte, als die Partei selbst bei der zeitgleich stattfindenden Landtagswahl, deutet einiges darauf hin, dass es auch innerhalb der AfD Wähler*innenschaft deutliche Vorbehalte gegen ihn gibt. Die Diskussionen über seine Kandidatur bei Facebook zeigen, dass viele AfD Sympathisant*innen nicht mit seiner Nominierung einverstanden sind.
Da die Abstände jedoch recht knapp waren und vermutlich alle drei Kandidat*innen in die Stichwahl gehen werden, dürfte sich Kreiselmeier weiterhin Hoffnungen auf den OB Sessel machen. Vermutlich setzt er darauf, dass AfD-Wähler*innen im zweiten Wahlgang dann doch ihn wählen würden. Seine zwei Mitbewerberinnen treten ebenfalls im zweiten Wahlgang an. Wenn Kreiselmeier Erfolg hat, wäre es durchaus denkbar, dass die AfD weitere Mitglieder der Reichsbürger und Neonazi - Szene auf aussichtsreichen Posten für politische Ämter nominiert.
Zuletzt aktualisiert am 25.09.2024